Geologie des Kraichgau

Auszug aus einem Weinbauporträt "Badische Bergstrasse und Kraichgau"

das deutsche weinmagazin 4/26, Februar 2011

Geologie

Vom landschaftlichen Aufbau her handelt es sich beim Kraichgau um eine großangelegte Mulde, von den Geologen auch Kraichgau-Mulde genannt.

Die Schichten des Trias mit Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper sowie des Juras mit Unterjura (200 bis 178 Millionen Jahre) und Mitteljura (178 bis 157 Millionen Jahre) liegen hier tiefer und sind daher geschützt vor übermäßig schnellem Abtrag. Bis ins Pliozän, vor etwa 60 Millionen Jahren, bildeten diese Schichten auch das Deckgebirge von Odenwald und Schwarzwald, wurden in der Folgezeit aber auf Grund der deutlich höheren Reliefposition abgetragen.

Der tiefste Punkt der Mulde ist die Langenbrücker Senke, in der die in diesem Raum jüngsten geologischen Schichten aus dem Unterjura noch erhalten sind. Weithin sichtbar überragt der Steinsberg bei Weiler, einem Ortsteil von Sinsheim, mit 333 m  NN den Kraichgau. Der Steinsberg ist der durch Abtragung herauspräparierte Förderschlot eines vor etwa 55 Millionen Jahren tätigen Vulkans. Der Vulkan selbst und eine etwa 150 Meter mächtige Schichtenfolge vom Mittleren Jura bis zum Schilfsandstein wurden seitdem abgetragen.

Im Internetportal "Themenpark Umwelt"  des Umweltinformationssystems Baden-Württemberg findet sich:

Bodenlandschaften  Kraichgau: Übersicht 

Kraichgau: Geologie

 

Der Untergrund des Kraichgaus besteht aus Gesteinen des Oberen Muschelkalks, Lettenkeupers und Gipskeupers und wird meist von Löß und Lößlehm bedeckt. Die morphologisch ausgleichende Wirkung der oft mächtigen Lößbedeckung äußert sich in einem sanftwelligen Hügelland mit Höhen um 200–300 m. Der Ausstrich von Unterem und Mittlerem Muschelkalk ist auf die nördlichen und südlichen Randbereiche begrenzt und verhältnismäßig schmal.

Entlang von tektonischen Abbrüchen wird der Kraichgau nach Westen hin staffelförmig tiefer versetzt. Diese Randschollen, noch außerhalb des eigentlichen Oberrheingrabens gelegen, enthalten jüngere Schichtglieder. Im Gebiet um den Eichelberg, bei Weiler, Sinsheim, Odenheim und Eichtersheim tritt auch Mittlerer Keuper auf, der den bekannten Schilfsandstein enthält.

Am Nordwestlichen Rand sind Lias- und Doggerschichten über den Keuperschichten erhalten geblieben. Pfinz, Saalbach, Kraichbach und Angelbach liegen im Einzugsgebiet des Rheins; Elsenz, Leimbach und Böllinger Bach im Einzugsgebiet des Neckars. So finden sich in einer tiefen Scholle der Langenbrücker Senke zwischen Bruchsal und Langenbrücken, am Rand zum Graben, noch jüngere Schichten des Oberem Keuper bis hin zum Schwarzen Jura, dem sog. Posidonien-Schiefer.

Wie der Katzenbuckel an der Südostabdachung des Odenwaldes, so ist auch der 333 m hohe Steinsberg südlich von Sinsheim, ein durch Abtragung herausmodellierte Stumpf eines Vulkanschlots. Nach radiometrischer Altersbestimmung war dieser Vulkan ebenfalls im Paläozän aktiv; sein Alter wird auf ca. 55 Millionen Jahre geschätzt. Weitere vulkanische Zeugnisse im Kraichgau finden sich bei Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis).